Das
neueste Programm mit Bildungsangeboten der Volkshochschule Bonn bietet im
Fremdsprachenbereich 28 Kurse an, die sich an Menschen in der zweiten
Lebenshälfte richten. Worin unterscheidet sich nun ein Unterricht und
das Lernen Älterer von einem altersheterogenen Unterricht an
Volkshochschulen oder anderen Erwachsenenbildungseinrichtungen?
Ein wesentlicher Punkt ist das Alter, das Veränderungen im Unterrichten
mit sich bringt, denn in diesen spezifischen Kursen trifft man
meistenteils auf Frauen und Männer, die durch das Ende ihres
Berufslebens, durch Aufbrechen der Familie oder auch durch den Verlust
enger Familienangehöriger nach einer neuen Beschäftigung und neuen
Kontakten mit Gleichaltrigen suchen. In einer Gruppe mit Gleichaltrigen fühlt
sich der Lernende sicherer; er ist hier nicht einem Leistungsdruck
ausgesetzt und dem Gefühl, mit Jüngeren, die nach einem beruflich
verwertbaren Abschluss hin arbeiten, „mithalten“ zu müssen.
Die gemeinsame Erfahrung des Lernens im Alter und die Gewöhnung an die Gruppe
spielen eine große, gleichwertige Rolle. Auch das Zeitverständnis ändert
sich. Nicht ein weitgestecktes Fernziel ist wichtig, sondern ein Wissen,
das unmittelbar angewandt werden kann. So ist es schließlich nicht
verwunderlich, dass andere Lernziele hier Vorrang haben. Bei einer Umfrage
unter den über 55-jährigen Teilnehmern an Volkshochschulen wurde
u.a. angegeben: Reisen ins Ausland, Lernen hält geistig fit, Freizeit
sinnvoll gestalten, Verwandte und Freunde im Ausland besuchen, u.a.m.
Das umgangssprachliche Englisch und seine sprachliche Durchsetzungsfähigkeit
auf Reisen stehen bei den Fremdsprachen in diesen auf ein angemessenes
Lerntempo ausgerichteten Kursen im Vordergrund. Über die Hälfte der
Englischkursangebote in dem neuen Programm tragen diesem Wunsch Rechung.
Ein auf das Alter orientierter Unterricht nimmt Rücksicht auf
unterschiedliche Lernerfahrungen, eventuell auftretende Schwierigkeiten
beim Einsatz moderner Lehrmethoden – ein ungewohnter Gruppenunterricht
ist nicht immer geeignet – Beeinträchtigungen im Hörverständnis, körperliche
Bewegungsfreiheit und auf das Sehvermögen.
Spezielle
Lehrwerke sind konzipiert worden. Sie kommen dem Bedürfnis entgegen,
feste Regeln „schwarz auf weiß“ und Erläuterungen zweisprachig vor
sich zu sehen, bei den Lehrbuchlektionen mit vielen Wiederholungen langsam
voranschreiten und die Schrift gut lesen zu können sowie ein Lehrbuch mit
einer klaren Struktur und übersichtlichen Gestaltung in der Hand zu
halten.
Eine motivierte Gruppe, eine entspannte Atmosphäre während des
Unterrichts, ein taktvoller Lehrender und auf die Teilnehmer abgestimmte
Lehrbücher oder Literatur sind Rezepte, dass Fremdsprachenlernen im Alter
als Vergnügen und Freude an der Sprache und Kultur eines fremden Landes
empfunden wird - und als ein großartiges, geistiges Erfolgserlebnis noch
dazu.
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