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Bilder und Text: Karla Hoppe

Venedig – seit Jahrhunderten besungen, beschrieben, gemalt. Den einen Massentourismus, Nepp, Hochwasser, stinkende Kanäle. Den anderen immer noch „La Serenissima“, die Klare, Heitere, die einzige Stadt der Welt, die ihr Bild über hunderte von Jahren fast unverändert erhalten hat.
Wieder anderen erscheint Venedig düster, bedrohlich, krank - eine anziehend-abstossende Stadt.

Wer den Karneval jedes Jahr miterlebt, sieht Venedig als dekorative Kulisse für ein grosses Spektakel rund um Piazza San Marco. Eine Maskenparade und eine riesige Theateraufführung zugleich, die jedes Jahr seit 1979 Scharen von Touristen fasziniert und Venedigs Gassen zur Zeit des Carnevale bevölkern, auch jetzt im Februar - bei Nebel, Regen, Schnee und mit viel Glück einer Sonne, die ab und zu aus dem Grau hervorkommt.

Am Tag fotografieren wir die schönsten Masken und Kostüme aus aller Welt in ihrer Ausgefallenheit und Pracht. Nach einem ausgedehnten, abendlichen Essen zieht es uns jedoch, „Venedig bei Nacht“ zu entdecken – zu Fuss, mit Stativ und Stadtplan gewappnet.

Unsere „fotografische Nachtwanderung“ beginnt an der Piazza San Marco mit Dom, Dogenpalast und Campanile . Wir kehren der dort dröhnenden abendlichen Musik den Rücken und tauchen ein in die spätabendliche Ruhe, überqueren Brücken und Campos und durchstreifen kleine, enge, menschenleere Gässchen.. Die Zeit scheint hier still zu stehen. Aus den Fenstern dringen Küchendünste, Stimmengewirr, in einer Ecke häufen sich zusammengebundene Müllsäcke.

Von der Accademia-Brücke schauen wir beispielsweise in der Ferne auf die erleuchtete Kirche „Santa Maria della Salute“, folgen der Calle Costeria, die nach ein paar Schritten in den Campo Manin mündet, überqueren den Campo San Angelo, gehen immer wieder über historische, schmale Brücken und laufen durch dunkle, unheimlich anmutende Gassen in Richtung Campo Santa Maria Formosa, lauschen dem Plätschern des Wassers an den „fondamente“ (Kais) und beobachten Gondeln, die in den „rios“ verträumt im Wind schaukeln.
Jede Gasse, jeder Innenhof, jeder Blick auf die „rios“ ist wie eine Seite eines Bilderbuchs. Man kann stundenlang laufen, schauen, nie ist Autolärm zu hören. Wir verlaufen uns immer wieder, die Namen der Strassen und Gässchen sind verwirrend – trotz Stadtplan. Die gleichen Strassennamen tauchen in jedem der sechs venezianischen „Sestieri“ (Stadtteile) immer wieder auf. Die Häuser wurden deshalb in jedem Sestiere durchnumeriert, und die offizielle Adresse ist nicht eine Strasse, sondern z.B. Castello 6828.

 In einer Weinstehkneipe, bei einem „ombra“ (kleines Gläschen Wein) und ein paar „cicchetti“ (kleine Häppchen) stärken wir uns und wärmen uns auf, verständigen uns mühsam mit ein paar italienischen Worten mit der Signora dieser „bottiglieria“, in der die Regale mit Weinflaschen aus ganz Italien gefüllt sind, und beenden danach unseren nächtlichen Streifzug an der berühmten Rialto-Brücke, seit alters her im Handelszentrum der Stadt, wo Herman Hesse in seinem „Ankunft in Venedig“ schrieb:

Hier will ich ganz allein,
durch alte Gassen gehen,
bei Fackelschein an Gondeltreppen stehn,
in blinde Fenster sehn, 
bang-glücklich wie ein Kind im Dunkeln sein.

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Karla Hoppe  • Erfurtstrasse 70  •  53125 Bonn/Germany  • Fon: +49 (0) 228 25 63 18  • Fax  +49 (0) 228 25 05 08