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Bilder und Text: Karla Hoppe

'Paris hat sein schönstes Monument der Gegenwart' begrüßten die Pariser Medien einen futuristischen Bau, "einen Tempel der Modernität", im Bois de Boulogne im 16. Arrondisement in der Nähe der Metrostation Les Sablons bei der feierlichen Eröffnung am 27. Oktober 2014 in Anwesenheit des Präsidenten Hollande.

Einer der reichsten Männer der Welt mit rund 30 Milliarden auf dem Konto, hatte 2001 einen der heutzutage berühmtesten Architekten beauftragt, ein privates Kunstmuseum für ihn zu entwerfen. Der eine Bernard Arnault (65), Eigentümer des Luxusgüterkonzerns Moet Henessy Louis Vuitton (LVMH) und privater Kunstsammler und der andere Stararchitekt Frank Gehry (85), in Europa vor allem bekannt durch das Guggenheim-Museum im spanischen Bilbao (Aktiv 2/12) und berühmt als Dekonstruktivist, d.h. als architektonischer Meister im Zerlegen von traditionellen Hauselementen und freien Zusammensetzen von Fragmenten. Bernard Arnault war 2001 von dem Guggenheim-Museum in Bilbao derart fasziniert, dass er den Architekten sofort verpflichtete, ein Museum für seine privaten Kunstsammlungen zu entwerfen. "Meine Idee war es, "erklärte später Frank Gehry sein Konzept, "ein Gebäude zu schaffen, das sich bewegt wie ein Schiff unter vollen Segeln. Anfangs habe ich gar nicht gewußt, ob man solch einen Entwurf überhaupt bauen könne, d.h. ich wollte eine Architektur zu schaffen, wie sie es noch nie gab". Um nun diesen Entwurf realisieren zu können, wurden vier Jahre lang zweihundert Ingenieure beschäftigt, um bautechnische Innovationen zu erdenken, Lösungen dafür zu finden und zahlreiche Patenten zu erwerben, bis endlich 2006 das Modell in Paris vorgestellt und trotz Kritik von Stadtplanern und Anwohnern aus der Taufe gehoben werden konnte. Ursprünglich war als Eröffnungstermin 2009 geplant, doch dauerte die Bauzeit weitere 5 Jahre bis zur feierlichen Eröffnung.

Jetzt, Mitte August 2015, spazieren wir entlang des grünen Areals des "Jardin d'Acclimatation", um diesen neuen "Tempel von Paris" zu besichtigen. Im Näherkommen erblicken wir ein monumentales, imposantes Gebäude, das Kommentatoren vergleichen mit zwölf Riesensegel, zusammengesetzt aus Glasscheiben, in die imaginäre Winde hineinblasen, so dass sich jede in eine andere Richtung aufzublähen scheint: "Glaswolke" nennt Gehry sein Werk. Alle Teile scheinen sich ineinander zu schieben, auseinander-zuklaffen, sind verschachtelt, verbunden nur mit Stahlträgern. Hier und da etwas Grün dazwischen; was Dach oder Wand oder Stütze ist, bleibt der Vorstellungskraft der Besucher überlassen. Auch im Inneren fällt es uns schwer, das Zusammenspiel der Teile zu verstehen, man verläuft sich immer wieder, braucht Hilfe, um einen Ausgang zu einer der vier Außenterrassen mit herrlichen Ausblicken auf Paris zu finden. Diese Verwirrung ist vom Bauherrn gewollt: "Man müsse eben lernen, das Instrument zu spielen," meint Gehry! Alles in den vier Etagen scheint irgendwie geschwungen, gedreht, und aufgebogen zu sein, mit viel Glas, Stahl und viel Holz, irgendwo dazwischen befinden sich dann die Räume für die elf Galerien und das Auditorium mit 400 Plätzen. Der Eindruck eines Schiffes mit den Segeln wird verstärkt durch ein Wasserbecken, von dem über Treppen Wellen plätschern und die in einen Graben laufen, der das ganze Gebäude umgibt. Entlang des Wassers, "Grotto" genannt, sind Wege, an deren Rand eine lange Reihe dreieckiger Säulen von dem dänischen Künstler Eliasson geschaffen wurde, auf zwei Seiten verspiegelt, während die dritte honiggelbes Licht ausstrahlt, ein Spiegelkabinett zur Freude der Besucher und der Fotografen!

Die private Stiftung Louis Vuitton soll in 50 Jahren in öffentlichen Besitz der Stadt übergehen.

Über die Kosten schweigt sich der Konzern aus. Offiziell wird die Zahl von 100 Millionen genannt, die Wahrheit ist wohl das Doppelte.
Bernard Arnault's Kommentar jedenfalls dazu: "Einen Traum kann man nicht in Zahlen fassen"! 

Ob das Schönheitsideal als Kunst-Monument in der Gegenwart wohl auch dem der Zukunft entsprechen wird? Wer weiß..........


http://www.fondationlouisvuitton.fr


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