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Bilder und Text: Karla Hoppe

Sprache und Legende 

Croeso i Cymru - Willkommen in Wales - werden wir begrüßt von unserer walisischen Reiseleiterin Alison. 
Wir sind in Cardiff, der Hauptstadt von Wales. Seit 1955 ist diese im Süden von Wales gelegene Haupstadt jüngstes Mitglied unter den europäischen Hauptstädten. Als Reiseziel ist Wales nicht so bekannt und beliebt wie Schottland oder Irland, auch nicht so groß, Wales ist ein kleines Land im Vereinigten Königreich mit 20 Tausend km² (zum Vergleich NRW ca. 35 Tausend km²) nach britischen Maßstäben sogar ein winziges. 3 Millionen Menschen wohnen hier - weniger als Berlin Einwohner hat. Außerdem hat es doppelt soviele Schafe wie Menschen! Von ihren englischen Nachbarn bringt es den Walisern daher auch nicht selten schmeichelhafte Spitznamen ein! 
"Das kümmert einen stolzen Waliser aber nicht", meint Alison! "Trotz seiner kleinen Fläche - Wales würde mehr als 10 Mal in Deutschland hineinpassen", sagt sie, "ist das Land erstaunlich vielfältig. Im Süden idyllische Täler und Hügel und im Norden mächtige Berge und wilde Küsten, überall und zwischendrin mittelalterliche Burgenromantik. Wales ist auch ein Land der Legenden und Mythen, großer Dichter und Autoren - Roald Dahl (1960-1990), Dylon Thomas (1914-1953) und Ken Fowlett (geb.1949 - 'Die Säulen der Menscheit') sind hier geboren, und die Waliser sind auch","erzählt sie weiter, "äußerst stolz auf ihre keltischen Bräuche, auf ihre dramatische Geschichte und auf die ungewöhnliche Sprache des Landes".

Das Ungewöhnliche für uns an der walisischen Sprache ist das Alphabet, weil es kein 'q', 'x', 'v' und 'z' kennt und durch die Aneinanderreiung von Konsonanten - 'hwyl' (auf Wiedersehen, ausgesprochen 'huil') oder 'ysbyty' (Krankenhaus, ausgesprochen 'ösböti') - die Aussprache extrem schwierig ist, geschweige denn, sie zu erlernen.

Andere keltischen Sprachen - das Kornische und das Gälische - sind in Großbritannien fast ausgestorben, aber in Wales ist diese alte Sprache keine tote, sondern noch eine äußerst lebendige. Hier ist jedes Schild, jeder Hinweis, jeder Ortsname und sogar die Verkehrshinweise auf den Landstraßen zweisprachig, und es ist gelungen, das Walisische vor dem Aussterben zu retten. Vor allem in Nordwales spricht eine Mehrheit von 70% walisisch, auch das Fernseh- und Radioprogramm von BBC in Wales ist darauf ausgerichtet und sorgt für seine Verbreitung. Für einen hohen Anteil der 10-14jährigen ist walisisch zur Umgangssprache geworden, dazu tragen Radio und die Soaps im Fernsehen in walisischer Sprache bei.

Das war nicht immer so. Die größte Diskriminierung erlebte das Walisische im viktorianischen England. In der Schule hieß es seinerzeit "Welsh not" und wer Arbeit finden wollte, mußte Englisch beherrschen. 
"... und von nun an dürfen keine Person oder Personen, welche die walisische Sprache benutzen, ein öffentliches Amt bekleiden in diesem Reiche von England, Wales oder anderen königlichen Besitzungen......" 
(übersetzter Wortlaut aus dem Act of Union von 1546). 

Doch bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert kam es zu einer Wiederbelebung nationaler Traditionen und politischer Eigenständigkeit für Wales. Beharrlichkeit und "ziviler Ungehorsam" mit Weigerungen und Streiks führten nach und nach zu Zugeständnissen von der Londoner Regierung. 1998 wurde schließlich eine eigene Nationalversammlung für Wales konstituiert und damit die offizielle Unabhängigkeit von England. 
Am 2. März 2006 erhielt Cardiff ein neues Parlamentsgebäude (Senned) und am 7. Dezember 2010 wurde eine Gesetzesvorlage angenommen, mit der das Walisische neben dem Englischen zur offiziellen Amtssprache erhoben wurde. Seit 2000 müssen Schüler in Wales das Walisische entweder als erste Sprache oder als Fremdsprache lernen. 20 Prozent der Schulen in Wales haben Walisisch als erste Unterrichtssprache. 

Verständigungsprobleme gibt es aber keineswegs, mit sehr geringen Ausnahmen spricht jeder Englisch.

"Das alte Land meiner Väter liegt mir sehr am Herzen. Land der Dichter und Sänger, großer Berühmtheiten, ihr tapferen Helden, ausserordentlichen Patrioten, für die Freiheit ließen sie ihr Leben. Land, Land, ich bin Teil meines Landes. Solange das Meer als Mauer das rechte geliebte Land schützt, möge die alte Sprache überdauern." (Walisische Nationalhymne)

"Ein ganz besonderer Stolz auf die eigene Kultur und Verwurzelung mit der walisischen Vergangenheit zeigt sich in der Wales-Flagge mit dem roten Drachen", erklärt Alison," um die sich viele Legenden ranken. Der Ursprung des Drachensymbols ist ungeklärt. Es ist die Sage von einem roten und einem weißen Drachen überliefert, die miteinander kämpften. Laut Prophezeiung war der rote Drache anfangs schwächer, aber am Ende gewann er doch. Viele sehen darin eine Parallele zu dem Kampf der keltischen Briten, die sich den Angelsachsen - und allen anderen späteren Erobern - nicht ergeben wollten. Man hat dieses eher mystische Motiv 1959 als Nationalflagge gewählt, weil es Kraft, Mut und Stärke ausstrahle, es symbolisiere die Zukunft des Landes."

Im Süden und Westen von Wales begegneten wir viele Zeugen der Geschichte des Landes, bewunderten imposante Kathdralen wie St. David's aus dem 12. Jahrhundert, Burgruinen wie das idyllisch gelegene Carew Castle aus dem 15.Jh. und waren beeindruckt von der berühmten Abtei Tintern Abbey, einem Zisterzienser Kloster aus dem 12. Jahrhundert, das der berühmte englische Maler William Turner (1775-1851) auf seiner Reise nach Wales verewigt hat. Der 'National Botanic Garden of Wales' mit dem modernen 'The Great Glasshouse' des Stararchitekten Norman Foster vom Jahr 2000 stand ebenfalls auf unserem Programm, wir probierten walisische Delikatessen mit dem Laverbread - einem dicken Brei aus Seetang - und - etwas, das natürlich nicht fehlen durfte - besuchten auch einen Pub in der Stadt Swansea, das schon 1690 als Brauhaus diente und wo schon der Dichter Dylan Thomas, berühmt nicht nur als genialer Dichter, sondern auch als exzessiver Alkoholiker (er starb mit 39 Jahren), einer seiner vielen Bier trank!

Hwyl Cymru - Auf Wiedersehen Wales 


P.S.

Auf der Insel Anglesey in Wales existiert der längste Ortsname Europas mit 58 Buchstaben und einer unüberschaubaren Menge an Konsonanten:

Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch

und bedeutet übersetzt: 

„Marienkirche (llanfair) in einer Mulde (pwll) weißer Haseln (gwyn gyll) in der Nähe (ger) eines schnellen Wirbels (chwyrn drobwll) und der Thysiliokirche (llantysilio) bei der roten Höhle (ogo goch).“

Mit diesem Namen wurde diese Ortschaft zum Touristenziel und zum bekanntesten Dorf in Wales!







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